In dieser Episode unseres Business Interviews Podcasts sprechen wir mit Matthias Lovrek.
Als Mitgründer des Sozialunternehmens Sindbad erzählt er uns, wie es dazu kam, dass er seine Berufung darin fand, Jugendliche in schwierigen Verhältnissen auf ihrem Weg zu begleiten.
3 Learnings des Gesprächs:
- Viele Menschen aus privilegierten Lebenssituationen in Österreich haben gar keine Berührungspunkte mit Personen aus sozioökonomisch schwierigeren Verhältnissen.
- Als Sozialunternehmen stößt man auch auf Skepsis in Bildungseinrichtungen und Hürden in der Finanzierung.
- Es braucht viel mehr Begegnung und Dialog zwischen Menschen aus unterschiedlichen Lebensrealitäten.
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Was ist Sindbad?
Matthias, der von sich selbst sagt, dass er in behüteten Verhältnissen aufwuchs, gründete nach seinem Jus Studium gemeinsam mit zwei Kollegen das Social Business Sindbad.
Zur Gründung kam es, da er einerseits unternehmerisch tätig sein wollte und andererseits einen Sinn und Zweck in seinen Tätigkeiten brauchte. Mittlerweile ist das Unternehmen Marktführer in Österreich im Bereich Mentoring. Sindbad spricht zwei Kernzielgruppen an:
- Jugendliche im Alter von 13-19 Jahren, die in sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen aufwachsen (oft Jugendliche mit Migrationshintergrund oder Kinder deren Eltern zu den untersten 20% gemessen am Einkommen und Bildungsgrad gehören)
- Junge Erwachsene im Alter von 20-35, die mindestens 12 Monate lang einen Jugendlichen im 1:1 Setting auf dem Weg von der Pflichtschule in die weiterführende Ausbildung begleiten möchten
Seine Berufung, sich sozial zu engagieren, fand Matthias während der Gerichtspraxis (Teil der Ausbildung nach Abschluss des rechtswissenschaftlichen Studiums), welche er in Wien Favoriten erledigte. Favoriten gilt als ein Bezirk mit hohem Anteil an Einwohnern mit Migrationshintergrund und wird in den Medien gerne als “sozialer Brennpunkt” bezeichnet.
Er arbeitete dort am Familiengericht, wo es oft um Obsorgestreitigkeiten und Scheidungsverfahren ging. Im Zuge dessen kam er viel mit betroffenen Kindern in Kontakt, was ihn nachhaltig beeindruckt und geprägt hat. Dort merkte er, dass Kinder in solchen Situationen immer familiäre Verantwortungen übernehmen müssen, denen sie eigentlich noch nicht gewachsen sind (z.B. Dolmetschen, Behördengänge für die Eltern oder jüngere Geschwister pflegen).
Da es für solche Kinder und Jugendliche kaum Unterstützung seitens des Systems gibt, ihnen aber aufgrund ihrer sozioökonomischen Lage viel abverlangt wird, gründete er 2016 gemeinsam mit Freunden das Sozialunternehmen Sindbad.
Gestartet hat das Projekt mit 25 Mentoren aus dem Bekanntenkreis der Gründer und 25 Mentees von Wiener Mittelschulen. Mittlerweile (Stand Oktober 2023) zählt die Organisation 4.000 Teilnehmer und acht Standorte in ganz Österreich.
Wie funktioniert ein Social Business?
Sindbad finanziert sich teilweise über Privatspenden und öffentliche Förderungen, die in einen gemeinnützigen Verein fließen. Zusätzlich bietet die Organisation ein Dienstleistungsmodell für Unternehmen an. Bei dem es darum geht, den jungen Mitarbeitern der teilnehmenden Unternehmen die Möglichkeit, sich am Mentoring-Programm zu beteiligen, zu geben.
Bekannt ist dieses Modell unter dem Namen “Social Leadership Training”, da das Mentorenprogramm eine wahsinnig lehrreiche Erfahrung ist. So kann man beispielsweise lernen, zu reflektieren, zu motivieren oder mit Frustration richtig umzugehen. Diese und weitere Soft Skills als Mentor können gerade in Führungspositionen sehr hilfreich sein.
Darüber hinaus versucht Sindbad anderen Unternehmen das Thema soziale Nachhaltigkeit etwas greifbarer aufzubereiten. Environmental, Social and Corporate Governance (ESG) ist ein auf EU-Ebene ausgearbeitetes Konzept zur nachhaltigeren Gestaltung unseres Wirtschaftssystems.
Aspekte wie Treibhausgase oder Müllreduktion stellen hier, wenn es um das Verständnis geht, weniger Probleme dar. Aber gerade im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit sind noch viele Fragen offen. Deswegen engagiert sich Sindbad, diesen Teilbereich von ESG etwas durchschaubarer zu gestalten. Das Social Business möchte Unternehmen dafür sensibilisieren, sozialer zu agieren und somit als Arbeitgeber ein besseres Image in Bezug auf Nachhaltigkeit am Markt zu haben.
Hürden im Aufbau des Sozialunternehmens
Der Zugang ins Bildungssystem, wo vor allem die Jugendlichen auf das Social Business aufmerksam gemacht werden, stellte anfangs eine Hürde für Sindbad dar. Das Unternehmen wurde nicht nur mit Zuspruch, sondern auch Zweifel und Skepsis konfrontiert.
Für Sozialunternehmen wie Sindbad kann es von Vorteil sein, mit Partnern zusammenzuarbeiten, die Expertise im Bereich digitaler Kommunikation mitbringen. Eine Online Marketing Agentur in Wien könnte hier beispielsweise helfen, die Sichtbarkeit von Mentoring-Programmen zu steigern und neue Unterstützer zu gewinnen.
Zusätzlich war die Sensibilisierung für das Sozialunternehmertum eine Schwierigkeit, da es nicht einfach war, die vorhin genannten drei Finanzierungssäulen miteinander zu verknüpfen. Es fehlte zu Beginn beispielsweise an Verständnis der Spender, dass das Unternehmen auch ein Einkommensmodell hat.
Auch politisch gesehen gab es Anfangs Verwirrung, da Sindbad sowohl in den Bildungsbereich, als auch in den Sozial- und Integrationsbereich sowie den Arbeitsmarkt fällt. Somit fühlte sich aus politischer Sicht kein Resort für die Förderung des Sozialunternehmens zuständig.
So ist es Mentor zu sein
Als Mentor durchläuft man einen Prozess, der Speed Dating ähnelt. Dabei hat man die Möglichkeit, verschiedene Mentees kennenzulernen, um herauszufinden, mit wem man am besten harmoniert. Es liegt schlussendlich aber am Mentee, sich auf Basis von Sympathie für einen Mentor zu entscheiden.
Matthias war selbst zu Beginn Mentor und hat mit seinem ersten Mentee wunderbare Erfahrungen gemacht. Während er ihn vor allem in Sachen Bildungsweg unterstützte, konnte er auch viel von seinem Mentee lernen. Dieser interessierte sich vor allem für Astronomie und machte daher mit Matthias auch Ausflüge ins Planetarium. Eine bisher ganz unbekannte Welt für Matthias.
Bei Sindbad geht es nicht nur darum, als Mentor Ratschläge zu geben, sondern eine Freundschaft aufzubauen, in der beide Beteiligten einen Mehrwert finden können. Die Jugendlichen sollen einen Wegbegleiter finden, mit dem sie über jegliche Themen, die sie beschäftigen, reden können. Das Mentoring basiert somit auf einer qualitativen Beziehungsebene.
Wertvolle Tipps von Matthias
“Wenn man eine Idee hat, für die man brennt, lohnt es sich, sich zu trauen, diese umzusetzen.” – Matthias empfiehlt, Ideen und Geschäftsmodelle einfach auszuprobieren und keine Angst vor dem Scheitern zu haben.
Wer schon länger überlegt, sich gemeinnützig zu engagieren, hat bei Sindbad die Möglichkeit, erste Erfahrungen mit sozialem Engagement zu sammeln. Als Mentor erhält man ausreichend Unterstützung, um bestmöglich auf das Erlebnis vorbereitet zu sein.
Wo man Matthias findet:
Hier geht’s zur Website von Sindbad: https://www.sindbad.co.at/
Hier geht’s zum Instagram Profil von Sindbad: https://www.instagram.com/sindbadsocialbusiness/
Hier geht’s zum Linkedin Profil von Sindbad: https://www.linkedin.com/company/sindbad-social-business/
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Durch ihr Tourismusstudium hatte Elisabeth schon viele Berührungspunkte mit Content Marketing. Ihre Leidenschaft für das Schreiben hat sie dann während eines Praktikums als Marketingassistenz für sich entdeckt. Im Copywriting lassen sich ihr vielschichtiges Interesse und die Freude am Schreiben perfekt kombinieren.